Cécile oder Die Zeit hat kein Ende ist kein Bericht. Es ist keine Dokumentation. Es ist Erzählung, Fiktion, also Ausgedachtes, auch dort, wo es um die Menschen geht, die wirklich gelebt haben, also Cécile Sauvage, ihre Familie, Olivier und Alain als Kinder. Daneben gibt es erfundene Figuren: Karl, ein deutscher Zeichner, Céline, eine Französin, die in den Alpen lebt und merkwürdige Installationskunst macht, Puck, eine Klarinettistin, die ihr Leben lang von dem Klarinettenpart des Quartetts gefangen ist, und noch ein paar andere. Ich versuche mir vorzustellen, wie manches gewesen sein könnte auf der Grundlage dessen, was wir wissen können. Und ich versuche mir zum Beispiel vorzustellen, wie im Kriegsgefangenenlager ein Wehrmachtsoffizier dazu kommt, dem französischen Komponisten seine Musik zu ermöglichen, von der Messiaen später sagen würde, nie zuvor wurde mir mit soviel Verständnis zugehört. Cécile aber steht im Titel, weil sie gewürdigt werden muss, wie ich denke, mehr noch als ihr berühmter Sohn, der das nicht braucht. Und der zweite Teil des Titels Die Zeit hat kein Ende ist ein Spiel mit dem Titel von Messiaens Quartett, das für das Ende der Zeit geschrieben ist. (Georg Frey)

Georg Frey: Cécile oder Die Zeit hat kein Ende, 207 S. edition sanderling Norden in Ostfriesland 2025, ISBN: 978-3-9826989-2-2 LVP 20,00 €